Auch Lehrer gehen mal über Tische und Bänke: Hartmut Kayser (von links), Katharina Mellor, Harald Bogumil, Maike Klüver und Peter Böker überzeugten als Kabarettisten.
Bild: Eilert Freese
von Eilert Freese
Die Idee zu dem Kabarett war auf deiner Fortbildung entstanden. Eine Aufführung vor Rasteder Kollegen hatte schließlich zur öffentlichen Vorstellung ermutigt.
Rastede /Oldenburg Eine Lanze für den Berufsstand hat der Auftritt der sechs (überwiegend Rasteder) Lehrerinnen und Lehrer als Kabarett „Lehrkraft“ am Freitag in der Helene-Lange-Schule in Oldenburg bei den rund 150 Zuschauern gebrochen. Wenn diese sechs Lehrkräfte ein Abbild der Pädagogenwelt darstellen, muss das Lehrer-Image neu definiert werden. Humor, Selbstkritik, aber auch eine große Empathie für ihre Schützlinge kamen in kabarettistischer Überzeichnung zum Ausdruck.
Frei nach Herbert Grönemeyer „Wann ist ein Lehrer ein Lehrer?“, gaben sie sich selbst die Antwort: „Lehrer wissen alles, haben einen Nebenjob, reisen ständig, werden früh schon auf Lehramt geeicht . . .“
Ein zu erwartendes Thema war die aktuelle Erhöhung der Unterrichtsverpflichtungen und die Verweigerung von Altersermäßigungen für Lehrer durch das niedersächsische Kultusministerium: Die Kultusministerin Frauke Heiligenstadt trifft sich mit ihrem Abteilungsleitern auf dem Flur (!) in Hannover und bespricht Maßnahmen zur Kostenreduzierung. Es ist von dem Appell der KGS aus „dem Dorf an der Nordsee“ (gemeint ist Rastede) die Rede. „Die Bildung sollte man „outsourcen“, so die Ministerin, in dem man den Sportunterricht an die Sportvereine und die Musik an die Musikvereine abgäbe. In Rastede könnte das die Showband machen, und den Informatikunterricht könnte Facebook übernehmen. „Aber nicht in Göttingen“ so der Titel im Kabarett – weil das Patenkind der Ministerin dort zur Schule geht.
Eine Szene im Lehrerzimmer könnte ein professionelles Kabarett nicht besser darstellen: Eine „neurotische“ Lehrerin sucht ständig ihren Schlüssel, ein Kollege ruft laut in den Raum: „Wie stellt man einen Bauantrag?“ und zwischendurch zitiert die Deutschlehrerin aus dem Aufsatz von Kevin lautstark: „Goethe war ein Minnesänger des Mittelalters“. Es endet darin, dass alle „durcheinanderquatschen“ und der Unterrichtsbeginn vergessen wird.
Wenn auch die Gesangsqualitäten der einzelnen Kabarettisten unterschiedlich bewertet werden müssen, so ist der gemeinsame Ausdruck in Text und Melodie sehr zu loben. Das kommt besonders bei dem „App-Rap“ zum Ausdruck. Mimik und Körperbewegungen stimmen überein. Das liegt sicher nicht nur daran, dass einige Akteure eine Weiterbildung im Fach „Darstellendes Spiel“ haben.
Präsentieren Absurditäten des Schulalltags (von links): Horst Böker, Andrea Theis, Katharina Mellor, Maike Klüver, Hartmut Kayser und Harald Bogumil (am Klavier)
Bild: Privat
Vier Lehrer der KGS Rastede gehören der Gruppe an. Kommende Woche präsentieren sie ihr Programm in der Helene-Lange-Schule.
Rastede /Oldenburg „Unzensiertes aus dem Lehrerzimmer“ präsentieren Lehrer der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Rastede bei einem Auftritt in der Helene-Lange-Schule in Oldenburg (Marschweg 38). Die Rasteder Lehrer Peter Böker, Hartmut Kayser, Maike Klüver und Katharina Mellor gehören ebenso dem Lehrerkabarett „Lehrkraft“ an wie Harald Bogumil (Helene-Lange-Schule) und Andrea Theis (Hauptschule Wildeshausen).
Erstmals wollen die Lehrer ihr aktuelles Programm jetzt öffentlich aufführen – am Donnerstag und Freitag, 21. und 22. November, jeweils ab 20 Uhr im Freizeitraum der Helene-Lange-Schule. Eintrittskarten gibt es ab 19.15 Uhr an der Abendkasse.
Frech, musikalisch und absurd kommen die Szenen der sechs Lehrer daher: Ob es um das Schwänzen, den Burn-Out oder die Abgründe des Korrigierens geht, wo „Lehrkraft“ ansetzt, bleibt kein Auge trocken, verspricht das Ensemble.
Die verrückten Momente und die Absurditäten des Schulalltags wollten die Lehrer eigentlich nur ihren Kollegen präsentieren. Aber bei Auftritten im Lehrerclub der KGS Rastede zeigte sich, dass jeder, der einmal die Schulbank gedrückt hat, mindestens genauso viel Spaß an den geheimen Seiten der Pädagogen hat.
Fünf Lehrer, eine Leidenschaft: Die Laienschauspieler Hartmut Kayser, Peter Böker, Katharina Mellor (alle Kooperative Gesamtschule Rastede), Harald Bogumil von der Helene-Lange-Schule in Oldenburg und Andrea Theis von der Hauptschule in Wildeshausen (von links).
Wildeshausen - Von Ove Bornholt.
„Ey, Frau Theis!“ Mit provokanten Begrüßungen kennt sich Andrea Theis aus. Die Deutsch- und Kunstlehrerin an der Wildeshauser Hauptschule ist Teil der fünfköpfigen Pädagogengruppe „Lehrkraft“, die ihren Berufsstand, aber auch das Verhalten von Schülern ironisch aufs Korn nimmt. „Das finden auch Leute lustig, die keine Lehrer sind, aber Letztere lachen oft am lautesten“, sagt Theis.
Die 54-Jährige schauspielerte schon während ihres Studiums zur Diplompädagogin. Mitte 40 ging sie beruflich neue Wege, studierte auf Lehramt und lebt in Oldenburg. Seit ein paar Jahren unterrichtet sie in Wildeshausen. Ihr Alltag gibt ihr immer wieder Inspiration für neue Szenen.
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